Innsbrucker*innen

Adressbücher aus dem 19. und 20. Jahrhundert

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XVI
einfache Taufnamen, denen erst im Laufe des
13. Jahrhunderts immer häufiger Berufsbezeich¬
nungen oder Herkunftsorte, wie z. B. bei den gen.
Münzleuten, beigefügt werden. So läßt sich be¬
züglich der Herkunft der ersten Stadtbewohner nur
rückschließend aus den Zuständen der folgenden
Jahrhunderte vermuten, daß als hauptsächlichste
Zuwanderungsgebiete die nähere und weitere tiro¬
lische Umgebung und das angrenzende Bayern in
Frage kamen. Im Jahre 1237 wird auch ein Her¬
mann Schwab (Swapus) von Innsbruck genannt.
Für die Bestimmung der Bevölkerungszahl Inns¬
brucks am Ende des 13. Jahrhunderts ist nur eine
annähernde Schätzung möglich. Danach dürfte es
nicht viel mehr als 1000 Seelen gezählt haben. An
Berufen wurden zweifellos einmal alle, die für das
tägliche Leben notwendig waren, wie Schuster,
Schneider usw., ausgeübt. Einige traten schon von
Anfang an mit Rücksicht auf die Bedeutung der
jungen Stadt als Durchzugs=, Umlade= und über¬
nachtungsort besonders hervor, wie z. B. Händler,
Weinwirte, Schmiede usw. Herzog Bertold IV
nennt in der gen. Urkunde von 1187 die Bewohner
des neuen Marktes ausdrücklich die Handelsleute
(negociatores), die sein Vater hier ansiedelte. Über
die Art und den Umfang des Handels finden sich
einige wertvolle Nachrichten in den Aufzeichnungen
des Bozner Notars Jacob Haas aus dem zweiten
Halbjahr 1237 (Acta Tirolensia II.). Diesen zufolge
herrschte bereits ein reger Handel mit Bozuer
Wein. Da verspricht einmal am 3. Juli Heinrich
Ansalm von Innsbruck unter Verpfändung seiner
Güter dem Bozner Bürger Albertin den gekausten
Wein zu bezahlen. Schon am folgenden Tage be¬
schwört Otto von Hötting aus Innsbruck („Otto de
Heteningen de Inspruke“) dem Kellermeister Hein¬
rich von Gries und dem Schneider Heinrich seine
Weinschulden zu begleichen, und stellt dafür einige
Innsbrucker („de hominibus illis de Ynspruke“)
als Bürgen. Am 2. August verheißen Heinrich und
Konrad, die Söhne des Anselm von Innsbruck,
dem Notar Olurain von Trient die Bezahlung von
zwei Fuhren Wein. In einer Notariatsurkunde
vom 10. September wird der Fleischhauer Conrad
von Innsbruck und am 19. November ein Bertold
von Innsbruck als Zeuge genannt. Die Inns¬
brucker, Albert, Friederich, Rempret und Klamser,
verpflichten sich am 27. September dem Schuster
Alrich ihre Weinschuld zu bezahlen. Ein Monat
später geloben Eberhard von Hötting und Her¬
mann Schwab von Innsbruck über 6 Pfund für
Wein zu erlegen und am 4. November haben schon
wieder die Söhne des Anselm eine Weinschuld von
40 Pfund zu regeln. Kunz Rumer von Rum
(„Rummarius de Rummes“) verpflichtet sich am
4. Dezember dem Bozner Albertin seine Wein¬
schulden zu bezahlen und gibt für 50 Pfund einen
Ballen Leinwand als Pfand. überdies leistete Otto,
der Sohn des Ulrich Hallar von Innsbruck, für ihn
Bürgschaft. Schließlich verspricht am 18. Dezember
der Fleischhauer Conrad von Innsbruck dem
Fleischhauer Eberhard von Bozen 17 Pfund für
5 Fuhren Wein zu begleichen.
Wie sah nun die Stadt Innsbruck am Ende des
13. Jahrhunderts aus? Am linken Innufer, der
Stelle des ältesten Marktes, zog sich eine mit un¬
bebauten Grundstücken durchbrochene Häuserzeile
von der Innbrücke etwa 200 Meter gegen Westen
und mehr als doppelt so weit gegen Osten. Diese
zwei Stadtteile hießen später die Obere= und
Untere=Anbrücke. Außer den am Ufer gelegenen
Häusern gehörten auch noch jene an der Gasse nach
Hötting hinauf zur Stadt, wie aus einer Urkunde
von 1320 hervorgeht: „daz diu haeuser enunt der
prukken, di an der gassen stent, da man hinuf gen
Hetnyngen get, zu unserm statgerichte ze Insprukk
gehoerent“. Die Verbindung mit dem rechten Ufer
vermittelte einmal die ursprüngliche Fähre und
dann die Brücke, welcher der ganzen Siedlung den
Namen gab. Diese ruhte dem ältesten Stadtsiegel
zufolge auf drei Steinkästen. Ein Torturm, das
Inntor, behütet den Eintritt in das Stadtinnere,
die heutige Altstadt. Die Ringmauer, die sie um¬
gab, wich oberhalb der Brücke etwas vom Ufer
zurück und zog sich in einem großen Bogen, dem
heutigen Markt= und Burggraben entlang, bis zu
jener Stelle, wo das Rumer= oder Saggentor, d. i.
heute der Durchgang Hofgasse—Universitätsstraße,
den Zugang von Amras und Pradl her vermittelte.
An der Stelle der heutigen Hofburg verlief die
Stadtgrenze etwas nördlicher zurückliegend, folgte
dann der heutigen Herrengasse bis zum Inn und
kehrte dem Ufer entlang zur Brücke zurück. Die
Ausmaße des Altstadtgebietes waren bescheiden.
Die Flußseite maß etwa 300 Meter, die Ostseite
150 Meter und die gerade Verbindung vom Inn¬
zum Rumer Tor 270 Meter. Bis zum Stifte Wilten
und damit zugleich zu der dazugehörigen Pfarr¬
kirche war ein etwa eineinhalb Kilometer langer
Weg durch Wiesen und Acker zurückzulegen. Das
gleichfalls zum Anbau geeignete Gelände südlich
und östlich der Stadt, der „Sakken“ genannt, war
gegen zwei Kilometer lang und etwa ein Kilometer
breit. Während H. Hammer in seiner Arbeit über
„Die baugeschichtliche Entwicklung Innsbrucks“
eine planmäßige Anlage der Altstadt ablehnt,
nimmt H. Bobek hiefür das in Österreich weitver¬
breitete Schema des sogen. Inn=Salzach=Typus an,
bei dem eine durchlaufende, zum Markt verbrei¬
terte Hauptstraße, von der die schmalen Neben¬
gassen rechtwinklig abzweigen, vorhanden ist, die
Kirche meist abseits auf einem stillen Platze steht
und der Grundriß ein längliches Oval darstellt. In
der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts war der
Platz in der Altstadt, wenn es auch da und dort
noch ein unbebautes Grundstück gab, bereits so
knapp geworden, daß eine Erweiterung nötig
wurde. Die Richtung hiefür wies der wichtigste