Innsbrucker*innen

Adressbücher aus dem 19. und 20. Jahrhundert

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XI
Herrengasse. Lichtbild: L. F. V.
Besitzungen an Herzog Ludwig
von Bayern, der dann eben
den Vertrag mit Wilten neu
bestätigte.
Im Anschluß an den Ver¬
trag von 1180 ist die Frage
zu behandeln, zu welchem
Zeitpunkt der Markt Inns¬
bruck zur Stadt erhoben
wurde. Diese Frage hat zum
Zwecke das richtige Jahr für
eine Jahrhundertfeier der
Stadtgründung festzustellen
bereits hervorragende Kenner
der tirolischen Landesgeschichte
beschäftigt. Einerseits wurde
geprüft, wann die Bezeichnung
„forum“, d. h. Markt ver¬
schwindet und „civitas“, d. h.
Stadt, aufkommt und anderer¬
seits die Frage der Ummau¬
erung und Befestigung der
Stadt herangezogen. Da kein
anderer Zeitpunkt verläßlich
genug erschien, einigte man
sich schließlich auf das Jahr
1239, in dem Herzog Otto von Andechs Innsbruck
ein eigenes Stadtrecht verbriefte, wodurch natür¬
lich der Rang der Stadt eindeutig bestimmt war.
Es sei nun eine kurze übersicht über die einzelnen
Punkte dieser für die Stadtgeschichte so wichtigen
Streitfrage gegeben.
Als frühester Zeitpunkt für die Stadtwerdung
wurde von Hans Bobek in seinem Buche „Inns¬
bruck“ das Jahr 1180 selbst angenommen. Bobek
schreibt, „daß der Vorgang von 1180 nur das ty¬
pische Bild einer damaligen Stadtgründung dar¬
bietet. Denn als Stadt haben wir die Neugründung
von 1180 ihrem Wesen nach zu betrachten, wenn
sie auch bis 1232 noch Forum — Markt heißt und
erst 1234 befestigt und 1239 zur Stadt erhoben
wird.“ Das 1239 verbriefte Recht werde ja überdies
als das Recht bezeichnet, „wie es von unseren Vor¬
fahren nach Erbrecht bis auf unsere Zeiten gelangt
ist“ es sei also nichts anderes als eine feierliche
Bestätigung des bereits unter Ottos Urgroßvater
Bertold III. geltenden Marktrechtes. Otto Stolz
lehnte Bobeks Ansicht in seinem Aufsatze „Wann
ist Innsbruck zur Stadt erhoben worden?“
(Innsbr. Nachrichten, 17. Dez. 1930) ab, während
Hans Hochenegg ihr eher zuneigend schreibt (in
„Seit wann ist Innsbruck Stadt?“, Tirol. Heimat¬
blätter 1930, Heft 10): „Daß Innsbruck schon von
den Tagen seiner Gründung an als Stadt zu be¬
trachten sei, ließe sich auch aus der baulichen An¬
lage der Altstadt erklären. Schon vom ersten An¬
fange an mußte auf die Verteidigungsfähigkeit der
Siedlung geachtet worden sein.“
Die nächste Erwähnung Innsbrucks, welche, nach
zwei unbrauchbaren von 1204 und 1205, für diese
Frage verwertbar ist, findet sich in dem Geschichts¬
werke Arnolds von Lübeck (gest. 1212), der Hel¬
molds Slawenchronik von 1170 bis 1209 fortsetzte.
Er beginnt seine Schilderung des Zuges König
Otto IV. von Augsburg nach Rom zur Kaiser¬
krönung mit folgenden Sätzen: „So begann er
denn um Mariä Himmelfahrt (15. August 1209) die
Alpen zu übersteigen und gelangte, nachdem er
die Stadt, welche nach dem Flusse ein¬
fach Insbrugge genannt wird — civitas,
que ex aque nomine naturaliter t'Insbrugge dicitur
— verlassen hatte, glücklich nach Brixen, durch
welches die Etsch fließt. — (Eisch statt Eisack! ein
Irrtum, der erst jüngst in der großen Paracelsus¬
Ausgabe vorkam). — An dieser hinabwandernd
kam er dann nach Tarent (für Trient)!). Als er die
Stadt verlassen hatte, kam er an einen engen
Bergpaß, welcher die Klause der Veroneser ge¬
nannt wird. Dort liegt eine sehr feste Burg, die
seit uralter Zeit Hildebrandsstadt heißt.“
Arnold von Lübeck bezeichnete Innsbruck also
erstmals als civitas, d. h. Stadt. Diese Stelle
wurde aber ebenfalls als unwesentlich abgelehnt,
da sie auf einen „mehr äußerlichen Eindruck durch¬
reisender Fremder zurückgehen könne“ (O. Stolz)
und ihr „selbstverständlich keinerlei Bedeutung als
beweiskräftiges Zeugnis zukomme“ (K. Moeser).
Jedenfalls macht die Erklärung des Ortsnamens
es in hohem Grade wahrscheinlich, daß sich der
durchreisende Fremde, der sie überliefert, sowohl
um den Namen des Ortes, wie auch des Flusses er¬
kundigte. Und war der Befragte ein Innsbrucker,