Innsbrucker*innen

Adressbücher aus dem 19. und 20. Jahrhundert

vorhergehende ||| nächste Seite 19 Buch 1970
   
Neue Suche:
   


Volltext dieser Seite

I
Chronik und Statistik
13
Inntor ab und beginnt den Bau einer neuen Innbrücke.
1794 schmückt der Maler Johann Schöpf die Johanneskirche
mit schönen Fresken.
Der Ausklang des 18. Jahrhunderts wird durch die ver¬
schiedenen napoleonischen Kriege verdüstert. Zur Leitung
der Landesverteidigung war Ende August 1796 der Hof¬
kommissär Konrad Ludwig Graf von und zu Lehrbach nach
Innsbruck gekommen. Schon 1797 verlieh ihm, seinen bei¬
den Brüdern und ihren Nachkommen die Stadt aus beson¬
derer Dankbarkeit das Bürgerrecht. Anfangs 1797 schlu¬
gen sich die Innsbrucker Schützen unter Philipp von
Wörndle heldenmütig bei Spinges.
Die Kriegsläufe dauern auch zu Beginn des 19. Jahrhun¬
derts noch an. Der in Tirol sehr beliebte Erzherzog Johann
weilt mehrmals in Innsbruck. Am 5. November 1805 zieht
der französische Marschall Ney ein und einen Monat später
wird Tirol an Bayern abgetreten. Im Jahre 1809 erlebte
Innsbruck in militärischer Hinsicht seine größten Tage, als
während des tirolischen Freiheitskampfes die siegreichen
Schlachten am Bergisel (12. April, 29. Mai und 13. August)
geschlagen wurden und Andreas Hofer als Oberkommandant
am 17. August in die Hofburg einzieht. Am 4. Oktober legt
ihm der Prälat von Wüten in der Hofkirche die goldene
Ehrenkette des Kaisers feierlich an, am 21. muß er bereits
die Stadt verlassen.
Die Rückkehr Tirols zu Österreich wird am 2A. Juli 1814
mit einer Festvorstellung im Theater, mit Stadtbeleuchtung
und Bergfeuern gefeiert. Damals zählte die Stadt etwa
10.000 Einwohner. Im Jahre 1821 wurde ein politisch-öko¬
nomischer Stadtmagistrat mit einem besoldeten, von der
Landesstelle zu ernennenden und unmittelbar vom Kaiser
zu bestätigenden Bürgermeister an der Spitze errichtet.
Zum ersten Bürgermeister wurde Felix von Riccabona
ernannt. Der Musikverein wurde 1818, die Sparkassa 1822
begründet.
Am 19. Februar 1822 werden die aus Mantua überführ¬
ten Gebeine Andreas Hofers in aller Stille im Serviten-
kloster hinterlegt, von wo man sie zwei Tage später feierlich
in die Hofkirche überträgt. Die dort aufgestellte Hoferstatue
von Johann Schaller wird 1834 enthüllt.
Kaiser Franz genehmigte 1823 den Gründungsplan für
ein tirolisch-vorarlbergisches Landesmuseum, dessen Protek¬
torat der Kronprinz Ferdinand — daher „Ferdinandeum“
— übernimmt. Erst 1842 legt Erzherzog Johann den
Grundstein für den Museumsbau, das 1845 eröffnet wird.
Im alten Theater findet am 30. März 1844 die letzte Vor¬
stellung statt, der Neubau wird im April 1846 eröffnet. Von
1838 bis 1843 wird die Kettenbrücke erbaut.
An den politischen und revolutionären Ereignissen des
Jahres 1848 nahmen auch die Innsbrucker regen Anteil.
Studenten- und Schützenkompanien zogen gegen Italien.
Zur Frankfurter Nationalversammlung wurde der ständische
Archivar und Schriftleiter des „Boten für Tirol und Vorarl¬
berg“, Dr. Johann Schüler (geb. 1800), als Abgeordneter ent¬
sandt. Am 19. Mai trifft das geflüchtete Kaiserpaar in Inns¬
bruck ein, wo es bis zum 8. August bleibt. Die begeisterte
Bevölkerung spannt bei der Mühlauer Brücke die Pferde
der Hofkutsche aus und zieht den Wagen im Triumph bis
zur Hofburg.
Auf dem Weg zur Großstadt
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte Inns¬
bruck im Zuge der rasch fortschreitenden allgemeinen Tech¬
nisierung (Eisenbahn, Leuchtgas, Elektrizität) und der da¬
durch bedingten Zunahme des Reiseverkehrs die Umwand¬
lung von einer unbedeutenden Kleinstadt zu einem weitbe¬
kannten, modernen Fremdenerholungsort. Diese immer
rascher werdende Entwicklung führt im 20. Jahrhundert,
abgesehen von den Rückschlägen infolge der beiden Welt¬
kriege, bereits zum Ansehen einer 100.000 Einwohner zäh¬
lenden Großstadt.
Die Einzelheiten der jüngsten Stadtgeschichte sind zum
Großteil in der Chronik der Innsbrucker Bürgermeister
(Seite 19 bis 23) enthalten.