Innsbrucker*innen

Adressbücher aus dem 19. und 20. Jahrhundert

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265
Vorschriften für Hundebesitzer.
II. Abschnitt.
Vorschriften für Hhundebesitzer.
1. Hundeordnung der Landeshauptstadt Innsbruck
Auf Grund des Allerhöchst genehmigten Land¬
tagsbeschlusses vom 13. September 1888, sowie im
Sinne der Beschlüsse des Gemeinderates der Landes¬
hauptstadt Innsbruck vom 11. Jänner 1889 und 13.
Dezember 1898 werden hinsichtlich der Haltung von
Hunden und der hiefür zu entrichtenden Steuer fol¬
gende Vorschriften erlassen.
S 1.
Jeder Eigentümer eines Hundes ist verpflichtet,
denselben unter gehöriger Aufsicht zu halten, dessen
Gesundheitszustand stets sorgfältig zu beobachten und
bei Wahrnehmung von Krankheitssymptomen, insbe¬
sondere bei den vielfachen, auf den Menschen übertrag¬
baren tierisch parasitären Krankheiten (Haut= und
Eingeweideparasiten) ungesäumt die geeigneten Vor¬
kehrungen zu treffen, bei Anzeichen der Wutkrankheit
jedoch sogleich die Anzeige beim Stadtmagistrate zu
erstatten.
S 2.
Es ist verboten, Hunde zu halten, welche mit
unheilbaren, auf Menschen oder Tiere übertragbaren
äußerlichen oder innerlichen Krankheiten behaftet sind,
oder, welche zwar an heilbaren Krankheiten leiden,
deren Heilung jedoch verabsäumt wird.
Hieher gehören besonders Hunde mit Hautaus¬
schlägen, welche durch tierische Schmarotzer verur¬
sacht werden und solche, welche mit den verschiede¬
nen Wurmkrankheiten behaftet sind.
§ 3.
Das Mitnehmen der Hunde in Kirchen, Fried¬
höfe, Theater, in die Stadtsäle, in das Spital und
Schlachthaus, sowie in Kaffeehäuser resp. Kaffee¬
restaurants ist verboten. In Gasthäusern, Schank¬
gärten und öffentlichen Gärten, sowie in Fleischer¬
läden sind Hunde kurz an der Leine zu halten.
Die Besitzer, Pächter und Geschäftsführer der Gast¬
und Kaffeehäuser bezw. Kaffeerestaurants sind ver¬
pflichtet, für die Einhaltung dieser Vorschriften Sorge
zu tragen und unterliegen im Falle der Uebertret¬
ung derselben der Bestrafung im Sinne des § 20
dieser Verordnung. Diese Vorschriften finden nur auf
die Kaffee= und Gasthäuser des geschlossen verbauten
Stadtgebietes, nicht aber auf jene der Umgebung An¬
wendung.
§ 4.
Hunde, welche Menschen oder Tiere gebissen haben,
sind behufs Untersuchung dem Tierarzte vorzuführen;
derselbe hat die allenfalls notwendige Ueberführung
in die Wasenmeisterei zu veranlassen.
Bissige Hunde müssen an eine Kette gelegt, oder
mit einem Maulkorbe versehen und überwacht werden.
§ 5.
Beim Auftreten der Hundewut werden vom Stadt¬
magistrate die Bestimmungen des § 35 des Allgem.
Tierseuchengesetzes vom 28. Februar 1880, R.=G.=Bl.
Nr. 35, in Anwendung gebracht.
§ 6.
Brünstige, frei herumlaufende Hündinnen, sowie
herrenlose Hunde sind vom Wasenmeister einzufangen.
§. 7.
Jeder Hundebesitzer ist verpflichtet, für jeden im
Stadtgebiete gehaltenen Hund ohne Unterschied des
Geschlechtes eine ganzjährige Steuer von 10 fl. (20
Kronen) an die Stadtgemeinde zu entrichten.
Der Besitzwechsel eines im Stadtgebiete bereits
versteuerten Hundes zieht keine neue Besteuerung nach
sich, insoferne der neue Besitzer den Hund dem Tier¬
arzte vorstellt, sowie Marke und Bollette vorweist.
§ 8.
Die Entrichtung der Hundesteuer hat jährlich in
der ersten Hälfte des Monates Jänner zu erfolgen.
Ueber Ansuchen kann in berücksichtigungswerten Fäl¬
len vom Bürgermeister die Bewilligung erteilt wer¬
den, daß die Steuer in zwei Raten à 5 fl. (10
Kronen), und zwar in der ersten Hälfte der Monate
Jänner und Juli bezahlt werde.
Für Hunde, welche nach dem 1. Juli in das Stadt¬
gebiet kommen oder steuerpflichtig werden, ist nur
die Hälfte der Steuer (d. i. 5 fl., 10 Kr.) zu be¬
zahlen.
§ 9.
Zum Zwecke der Steuerkontrolle wird jährlich im
Monate Dezember ein Hundekataster angelegt, und
werden den Hausbesitzern und Administratoren Aus¬
weise zugestellt, welche dieselben genau und gewissen¬
haft auszufüllen und den berufenen Organen wieder
abzugeben haben.
Später zuwachsende Hunde sind vom Hauseigen¬
tümer oder Administrator beim städtischen Tierarzte
innerhalb 8 Tagen anzumelden.
§ 10.
Von der Versteuerung sind nur Hunde bis zum
Alter von 6 Monaten befreit.
§ 11.
Gleichzeitig mit der Versteuerung erfolgt die sa¬
nitäre Untersuchung, zu welchem Behufe die Hunde
dem Tierarzte vorzuführen sind.
Wird bei der ärztlichen Untersuchung eine der
im § 2 aufgeführten Krankheiten konstatiert, so sind
die betreffenden Hunde zu beanständen und ist hievon
die Anzeige an den Magistrat zu erstatten, welcher
entweder die Vertilgung der Hunde, oder die Ver¬
anlassung der Heilung seitens der Hundebesitzer an¬
ordnet.
§ 12.
Als Nachweis für die Zahlung der Steuer erhält jede
Partei eine Bestätigung (Bollette), sowie gegen weite¬
ren Erlag von 10 kr. (20 H.) ö. W. eine Marke,
welche der Hund am Halsbande sichtbar zu tragen hat;
auch ist auf dem Halsbande der Name des Hunde¬
besitzers ersichtlich zu machen.