Innsbrucker*innen

Adressbücher aus dem 19. und 20. Jahrhundert

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Chronik und Statistik
terberatungsstellen angedeihen ließ. Die drückende Wohnungsnot suchte er durch Erstellung von Wohnhaus¬
blocks beim Schlachthof, in der Pembaur- und Amthorstraße und in der Mandelsbergerstraße zu mildern; der
Unterbringung Obdachloser diente die in der Hunoldstraße erbaute städtische Herberge.
Dr. Eder zeichnete neben seiner juristischen Begabung ein ausgesprochener Sinn für Gerechtigkeit, soziales
Handeln und für eine wahrhaft demokratische Verwaltung aus. Im Jahr 1951 erlitt er einen schweren Verkehrs¬
unfall, von dessen Folgen ihn am 15. September 1952 der Tod erlöste.
Während seiner Amtsperiode waren Hans Untermüller und Franz Fischer Bürgermeisterstellvertreter.
Franz Fischer, geboren am 1. November 1887 in Innsbruck, gestorben am 14. April 1943 in Innsbruck
1929—1938
Franz Fischer kam als Angehöriger der Christlichsozialen Partei, welche später in Tirol den Namen Tiroler
Volkspartei annahm, 1919 in den Gemeinderat. 1923 wurde er zum Bürgermeister-Stellvertreter und 1929 zum
Bürgermeister gewählt.
Während er als Bürgermeister-Stellvertreter sich besonders mit den Angelegenheiten der Verkehrssektion, des
Sportes, der Innsbrucker Messe und mit den Versorgungsangelegenheiten befaßte, mußte er sich kurz nac
seiner Wahl zum Bürgermeister mit den Folgeerscheinungen der Weltwirtschaftskrise befassen. Der Zusammen¬
bruch der Creditanstalt, die 100-Mark-Sperre sowie späterhin die 1000-Mark-Sperre stellten ihn infolge der
finanziellen Auswirkungen auf die Stadtgemeinde vor schwere Entscheidungen. Nach den Februarereignissen
1934 wurde der Gemeinderat aufgelöst und Franz Fischer als Regierungskommissär bestellt. Der 1935 ernannte
Gemeinderat wählte ihn neuerlich zum Bürgermeister, von welchem Amte er am 12. März 1938 enthoben wurde
Zur Kriegsdienstleistung nach Salzburg einberufen, starb er in Innsbruck am 14. April 1943; die große Beteili¬
gung der Bevölkerung an seinem Begräbnis zeugte für seine Beliebtheit.
Aus seiner Tätigkeit seien hauptsächlich angeführt: Neuorganisation der Stadtbehörden, Erlassung einer Dienst¬
vorschrift, Aufnahme einer Anleihe von 30 Millionen Schweizer Franken zur Konvertierung der kurzfristigen
Kredite, Bau der Sieglangersiedlung und der Lohbachsiedlung. Die Doppelhauptschule in Pradl, die Universitäts¬
brücke und die neue Mühlauer Brücke an Stelle der alten Kettenbrücke wurden mit seiner tätigen Mithilfe
erbaut bzw. begonnen.
Infolge der politischen Verhältnisse wurde 1936 mit der Errichtung einer Polizeidirektion in Innsbruck das
Polizeiwesen und damit die Erhaltung von Ruhe und Ordnung im Stadtgebiet vom Bunde übernommen.
In der langen Reihe der Innsbrucker Bürgermeister ist Franz Fischer sicher derjenige, dem es gelang, durch
seine liebenswürdige, allen Beschwerden und Klagen zugängliche Art und durch seine persönliche Anteilnahme
an dem Geschick auch des letzten Bürgers seiner Stadt sich einen Platz im Herzen der Innsbrucker Bevölkerung
weit über seinen Parteikreis hinaus zu sichern.
Während seiner Amtsperiode waren Bürgermeister-Stellvertreter: bis 1934 Hans Untermüller und Dr. Walther
Pembaur; 1935 bis 1938 Adolf Platter.
Dr. Egon Denz, geboren am 23. November 1899 in Schwarzenberg, Vorarlberg
Mit der Besetzung Österreichs durch das Deutsche Reich wurde am 13. März 1938 Rechtsanwalt Dr. Egon Denz
1938—1945
1933 als Gemeinderat der NSDAP gewählt) als Bürgermeister der Stadt Innsbruck bestellt.
In seine Verwaltungszeit fiel die Eingliederung der Vororte Hötting, Mühlau, Amras, Arzl, Vill und Igls; der
Neubau des Rathauses in der Fallmerayerstraße, die Fusion des Elektrizitäts-, Gas- und Wasserwerkes sowie
der Nordkettenbahn und Stadtgärtnerei in den Stadtwerken, die Erwerbung der Aktienmehrheit der Lokalbahn
nnsbruck—Hall i. T. und der Patscherkofelbahn-AG, die Gründung der Innsbrucker Verkehrsbetriebe-AG, die
Umwandlung eines großen Teiles der Schweizer-Franken-Anleihe in Inlandwährung, die Entziehung der Mehr¬
heit der Aktien der Tiroler Wasserkraftwerke AG durch deutsche Reichsgesellschaften, die Aufführung großer
Wohnhausbauten für die infolge des Hitler-Mussolini-Abkommens nach Innsbruck umgesiedelten Südtiroler
Familien und der Beginn der Stollenbauten im Quellengebiet des Wurmbaches
Als im Herbst 1943 Dr. Denz mit Aufgaben in Südtirol und den angrenzenden italienischen Gebieten betraut
war, übernahm Bürgermeister-Stellvertreter Edmund Christoph sein Amt in Innsbruck.
n seine Amtszeit fällt das leidvolle Geschick der Stadt und seiner Bewohner; ab Dezember 1943 erlitt die Stadt
durch 22 Luftangriffe schwere Verluste an Menschen (498 Todesopfer) sowie den Verlust von über 2000 Woh¬
nungen und größere Schäden an öffentlichen Gebäuden und Versorgungsunternehmungen aller Art.
Dr. Anton Melzer, geboren am 6. März 1898 in Innsbruck, gestorben am 12. März 1951 in Innsbruck
Dr. Melzer besuchte das Gymnasium in Brixen und die Universität in Innsbruck, an der er 1922 zum Doktor
1945—1951
der Rechte promovierte. Im ersten Weltkrieg verlor er an der Isonzofront (1917) den linken Arm. Zunächst bei
der Invalidenentschädigungskommission tätig, wurde er schließlich Landesregierungsrat. Von 1935 bis 1938
gehörte Dr. Melzer dem Innsbrucker Gemeindetag an. Nach dem Umsturz von 1938 wandte er sich, aus seinem
Amte entfernt, dem kaufmännischen Beruf zu. Ende 1943 wegen politischer Tätigkeit verhaftet, blieb er bis
zum Zusammenbruch im Mai 1945 in Haft. Beim Einmarsch der amerikanischen Truppen übernahm Dr. Melzer,
zuerst provisorisch, das Amt des Bürgermeisters, das ihm auch durch die Wahlen von 1946 und 1950 neuer¬
lich zufiel. In den sechs schweren Nachkriegsjahren gelang es Dr. Melzer, ein günstiges Verhältnis zu den
Besatzungsmächten herzustellen, den Wiederaufbau seiner Heimatstadt weitgehend zu fördern und die Not
er Bevölkerung nach besten Kräften zu lindern. Noch am Krankenlager widmete er sich unermüdlich den
Geschäften der Stadt, bis am 12. März 1951 ein sankter Tod seinem langen Leiden ein Ende setzte.
Während seiner Amtsperiode waren Bürgermeister-Stellvertreter: Dr. Gottfried Uffenheimer, Dr. Franz Greiter,
Franz Kotter, Josef Fuchs, Hans Flöckinger, Heinrich Süß.
Dr. Franz Greiter, geboren am 29. Oktober 1896 in Heiligkreuz bei Hall
Dr. Greiter, einer Tiroler Familie entstammend, studierte an der „Stella matutina“ in Feldkirch und an der
1951—1956
Iniversität in Innsbruck. Im ersten Weltkrieg diente er im 1. Regiment der Tiroler Kaiserjäger und geriet in
talienische Gefangenschaft. 1929 wurde er auf der Liste der Tiroler Volkspartei in den Gemeinderat gewählt.
1933/34 gehörte er dem Stadtrat an. In der nationalsozialistischen Ara zweimal in Haft, übernahm Dr. Greiter
im Mai 1945 das Amt des 2. Bürgermeister-Stellvertreters, das er bis April 1946 innehatte. Ab 1946 war er
Obmann des Verwaltungsausschusses der Stadtwerke, des Aufsichtsrates der Innsbrucker Verkehrsbetriebe-AG
sowie der Stubaitalbahn-AG. Außerdem war er bis 1951 Finanzreferent. In der Gemeinderatssitzung vom
9. April 1951 wurde er zum Bürgermeister gewählt
In seine Amtszeit fällt der Ausbau des Mühlauer Elektrizitäts- und Trinkwasserwerkes, der Bau der Konzert¬
kurve zwischen Haupt- und Westbahnhof, die Neugestaltung der Stadtsäle sowie die Vollendung der Landes¬
berufsschule und die Wiederinstandsetzung verschiedener Kirchen, insbesondere der Stadtpfarrkirche St. Jakob,
der Wiltener Stiftskirche und der Jesuitenkirche. In seine Amtsperiode fallen auch die Bereinigung der Schwei¬
zer Anleihe und der Rückstellungsansprüche aus den Aktien der Tiroler Wasserkraftwerke-AG [TIWAG) sow
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