28 Chronik und Statistik I starke Dezimierung der heute zwischen 42 und 60 Jahre alten Innsbrucker deutlich zu erkennen. Es fehlen die Ge¬ fallenen des zweiten Weltkrieges. Die Gefallenen des ersten Weltkrieges zeichnen sich noch durch eine leichte Einbuch¬ tung bei den über 70jährigen ab. Eine Pyramidengestalt ist eigentlich nur mehr im oberen Teil der Zeichnung zu beobachten. Die Verlängerung der durchschnittlichen Lebenserwar¬ tung (eine Erscheinung in allen zivilisierten Staaten der Welt) führt naturgemäß zu einer Überalterung der Be¬ völkerung. In Innsbruck betrug im Jahre 1910 der Anteil der über 65jährigen vier Prozent. Dieser Anteil ist vor dem zweiten Weltkrieg auf acht Prozent gestiegen und hat heute bereits 12,3 Prozent erreicht. Es leben demnach in Innsbruck 13.700 Personen, die das 65. Lebensjahr be¬ reits überschritten haben, das ist zirka ein Achtel der ge¬ samten Bevölkerung. Dieser Tatsache kommt insofern eine besondere Bedeutung zu, als diese sogenannte „Überalte¬ rung“ sich in ihren Auswirkungen nicht nur auf demogra¬ phische Tatsachen beschränkt, sondern das gesamte sozial¬ ökonomische und kulturelle Leben der Stadt beeinflußt. In den Lebensbaum 1968 wurde auch der Familienstand eingezeichnet. Naturgemäß sind die Angehörigen der unter¬ sten Altersstufen ledig, von ganz wenigen Ausnahmen ab¬ gesehen, auf der weiblichen Seite bis zum 17. Lebensjahr, auf der männlichen bis zum 19. Lebensjahr. Dann sieht man in den nächsthöheren Altersjahrgängen, wie durch Verheiratung die Ledigen immer weniger werden, bis der Anteil der Ledigen annähernd gleichbleibt. Dagegen sieht man im steigenden Alter die Zahl der Verwitweten an- wachsen, und zwar wesentlich stärker beim weiblichen als beim männlichen Geschlecht. Die Ursachen sind die beiden Weltkriege, weiters die geringere Sterblichkeit der Frauen in höheren Lebensjahren und der übliche Altersunterschied der Ehepaare. Im Jahre 1968 waren 47,9 Prozent der Inns¬ brucker ledig, 41,3 Prozent verheiratet, 7,7 Prozent ver¬ witwet und 3,1 Prozent geschieden. Im Jahre 1910 waren 67,0 Prozent ledig, 29,3 Prozent verheiratet, 5,0 Prozent verwitwet und 0,7 Prozent geschieden. Der Prozentsatz der Ledigen ist auch wegen des Fehlens des breiten Pyra¬ midenfußes bedeutend kleiner geworden. Der Anteil der Verheirateten und Geschiedenen hat eine starke Zunahme erfahren. Der Anteil der verwitweten Männer hat sich nicht wesentlich verändert, während der der Witwen nahezu auf das Doppelte gestiegen ist. Es gibt in Innsbruck derzeit fast siebenmal so viele Witwen als Witwer. Auch der Männer- bzw. Frauenüberschuß kann aus die¬ ser graphischen Darstellung entnommen werden. Im Jahre 1910 hatte Innsbruck einen sehr kleinen Frauenüberschuß — auf 1000 Männer kamen 1011 Frauen —, heute beträgt das Verhältnis 1000 zu 1105, wobei aber der Frauenüber¬ schuß zur Gänze in den höheren Altersgruppen, ab den 40jährigen, zu finden ist, wiederum eine Folge der Kriegs¬ sterbefälle und der höheren Lebenserwartung der Frauen. Ein Männerüberschuß ist derzeit in Innsbruck bei den Ein- bis 40jährigen zu verzeichnen. 2. Natürliche Bevölkerungsbewegung Die graphische Darstellung zeigt die Bevölkerungsent¬ wicklung in Innsbruck von 1935 bis 1967. Die beiden Kurven bedeuten die Zahl der Lebendgeborenen und die der Gestorbenen. Die Differenz zwischen den beiden er¬ gibt den Geburtenüberschuß bzw. den Gestorbenenüber- schuß. Die strichlierte Linie stellt die Zahl der Eheschlie¬ ßungen dar. In der Darstellung spiegelt sich deutlich die wirtschaft¬ liche und politische Entwicklung in den 33 Jahren in Österreich wider. So sieht man in den Jahren zwischen 1935 und 1938, bedingt durch den Geburtenrückgang in den wirtschaftlich schlechten Jahren, einen beachtlichen Gestorbenenüberschuß. Mit der Eingliederung Österreichs ins Deutsche Reich und dem folgenden wirtschaftlichen Aufschwung stiegen die Geburtenzahlen von 640 im Jahre 1938 auf 1446 im Jahre 1939, und es wurde im Jahre 1942 mit 1816 Lebendgeborenen die höchste Geburtenzahl in dieser langen Reihe erreicht. Ein neuer Tiefpunkt muß in den Jahren 1944 und 1945 festgestellt werden, was auch sofort wieder einen Gestorbenenüberschuß zur Folge hatte. Doch schon im Jahre 1946 wurde wieder ein enormer Ge¬ burtenüberschuß erreicht, es kamen beinahe doppelt so¬ viel Kinder zur Welt als Personen starben. Wohl waren in der Nachkriegszeit, also von 1947 bis 1952, die Ge¬ burtenzahlen erneut rückläufig, doch ab 1953 kam es in¬ folge der wirtschaftlichen Aufwärtsentwicklung wieder zu einem stetigen Ansteigen der Zahl der Lebendgeborenen, so daß seit 1945 in Innsbruck kein Gestorbenenüberschuß mehr festgestellt werden mußte. Wie aus der graphischen Darstellung entnommen wer¬ den kann, ist bei den Eheschließungen beinahe dieselbe Entwicklung wie bei den Geburtenzahlen festzustellen, da ja auch die Eheschließungen oft stark von der politischen und wirtschaftlichen Situation abhängig sind. Die meisten Ehen wurden im Jahre 1939 (2091 Eheschließungen) ge¬ schlossen, das absolute Minimum konnte im Jahre 1945 mit nur 576 Eheschließungen registriert werden.