Innsbrucker*innen

Adressbücher aus dem 19. und 20. Jahrhundert

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oder seine sonstigen Habseligkeiten außer dem Hause,
wo er dient, nicht aufbewahren.
Er muß sich die Durchsicht seiner Truhen, Koffer
und sonstigen Behältnisse von Seite des Dienstgebers,
ohne Angabe eines Grundes in seiner und eines Zeugens
Gegenwart gefallen lassen.
S 17
Der Dienstbote ist bei seinem Austritte verpflichtet,
Alles was ihm zur Aufsicht, Besorgung oder Verwah¬
rung übergeben oder sonst anvertraut wurde, dem
Dienstgeber ordentlich zurückzustellen und auf Verlangen
desselben die Gegenstande, die er als sein Eigentum
mit sich nimmt, vor deren Wegbringung in seiner
Gegenwart in Augenschein nehmen zu lassen.
S 22.
Verpflegnug eines kranken Dienstboten.
Erkrankt der Dienstbote, so hat der Dienstgeber
für dessen Verpflegung (§ 29) Sorge zu tragen, und es
können die aufgewendeten Kosten vom Lohne nur dann
abgezogen werden, wenn der Dienstbote durch sein
eigenes Verschulden erkrankt ist.
Dauert die Krankheit länger als drei Wochen, so
ist der Dienstbote nach Ablauf dieser Zeit, wenn er
aus dem Dienste entlassen wird (§ 28 Zahl 10) und
vermögenslos ist, wie ein anderer in keinem Dienst¬
verhältnisse stehender erkrankter Armer zu behandeln,
und ist daher der Gemeindevorsteher hievon rechtzeitig
zu verständigen.
S 23.
Ist die Erkrankung erwiesenermaßen aus einem
Verschulden des Dienstgebers erfolgt, so hat dieser, un¬
beschadet der dem Dienstboten sonst zustehenden Ent¬
schädigungsansprüche, während der ganzen Dauer der
Krankheit für Pflege, ärztliche Behandlung und Medika¬
mente Sorge zu tragen, ohne daß ein Abzug am Lohne
stattfinden darf.
§ 24.
Der Dienstgeber kann den kranken Dienstboten im
eigenen Hause verpflegen, er kann ihn aber auch in
eine öffentliche Anstalt oder an einen andern Ort unter¬
bringen, wenn dies ohne Gefahr für den Kranken mög¬
lich ist.
Fügt sich der Dienstbote diesen Anordnungen nicht,
und ist seine Weigerung eine ungegründete, so ist der
Dienstherr jeder Verpflichtung aus den §§ 22 und 23
enthoben.
Ueber die Grundhältigkeit der Weigerung hat der
Gemeindevorsteher nach Erhebung aller Umstände, ins¬
besondere des ärztlichen Gutachtens zu entscheiden.
§ 25.
Auflösung des Dienstvertrages
a) durch beiderseitiges Einverstandnis.
Der Dienstvertrag kann durch beiderseitiges Ein¬
verständnis zu jeder Zeit aufgelöst werden.
§ 26.
b) durch den Tod des Dienstgebers.
Durch den Tod des Dienstgebers erlischt der Dienst¬
vertrag nur insofern, als die Erben denselben nicht fort¬
setzen wollen. In diesem Falle haben sie aber dem
abziehenden Dienstboten, falls der Dienstvertrag für ein
Jahr oder darüber geschlossen war, den Lohn und die
Kost für drei Monate, wenn derselbe für ein Vierteljahr
oder darüber bis zu einem Jahre geschlossen war, für
einen Monat, im Falle endlich, daß er nur für einen
Monat oder darüber bis zu einem Vierteljahre Geltung
hatte, für 14 Tage zu vergüten.
War dem Dienstboten bereits von dem Verstorbenen
der Dienst aufgekündigt, so gebührt demselben diese
Entschädigung nur für jene geringere Zeit, für welche
der Dienstvertrag noch zu dauern gehabt hätte.
S 28.
In welchen Fällen der Dienstgeber den Dienstboten
sogleich entlassen kann.
Der Dienstgeber kann den Dienstboten ohne Auf¬
kündigung sofort entlassen:
1. Wenn der Dienstbote zur Verrichtung des Dien¬
stes, für welchen er aufgenommen wurde, aus was
immer für einer Ursache unbrauchbar ist;
2. Wenn er seine Dienstpflichten gröblich verletzt,
insbesondere den Befehlen des Dienstgebers oder des
bestellten Aufsehers über das Dienstpersonale wiederholt
Ungehorsam oder Widerspenstigkeit entgegensetzt;
3. Wenn er den Dienstgeber oder dessen Angehörige
oder den bestellten Aufseher über das Dienstpersonale
durch Tätlichkeiten, durch Schimpf= und Schmähworte
oder ehrenrührige Nachreden beleidigt, die Mitdienst¬
boten gegen den Dienstgeber oder gegen einander auf¬
hetzt, oder überhaupt den Hausfrieden boshafter Weise
zu stören sucht;
4. Wenn er sich des Diebstahles, des Betruges
oder der Veruntreuung schuldig macht oder Andere
hiezu verleitet oder die wahrgenommenen Entwen¬
dungen, Betrügereien oder Veruntreuungen von Mit¬
dienstboten dem Dienstgeber nicht anzeigt;
5. Wenn er ungeachtet vorausgegangener Warnung
mit Feuer und Licht unvorsichtig umgeht, das ihm an¬
vertraute Vieh durch schlechte Wartung Schaden neh¬
men läßt oder mißhandelt, oder aus Bosheit, Mut¬
willen oder grober Nachlässigkeit das Eigentum des
Dienstgebers beschädigt;
6. Wenn er auf Rechnung des Dienstgebers ohne
dessen Vorwissen Geld oder Waren borgt;
7. Wenn er auf länger als acht Tage gefänglich
eingezogen wird;
8. Wenn er der Trunkenheit, dem Spiele oder
andern Arten der Ausschweifung und Unsittlichkeit
sich ergibt, durch Außerachtlassung kirchlicher Vor¬
schriften Aergernis in oder außer dem Hause gibt,
insbesondere wenn er die Kinder oder Verwandten des
Dienstgebers dazu zu verleiten sucht;
9. Wenn er ohne Erlaubnis des Dienstgebers über
Nacht ausbleibt oder Fremde übernachten läßt (§ 14)
oder sonst die häusliche Ordnung gröblich verletzt;
10. Wenn er ohne Verschulden des Dienstgebers über
3 Wochen krank ist.
Der Dienstbote hat in diesen Fällen nur Lohn und
Kost bis zum Zeitpunkte seiner Entlassung zu fordern,
unbeschadet der dem Dienstgeber etwa zustehenden Ent¬
schädigungs=Ansprüche.
S 29.
In welchen Fällen der Dienstbote den Dienst vor
der Zeit verlassen kann.
Der Dienstbote kann den Dienst vor der Zeit ver¬
lassen:
1. Wenn er ohne Schaden für seine Gesundheit
dem Dienste nicht weiter vorzustehen vermag.
2. Wenn der Dienstgeber den Dienstboten gröblich
mißhandelt oder in anderer Weise die Grenzen der
ihm zustehenden häuslichen Zucht überschreitet.
3. Wenn der Dienstgeber den Dienstboten zu un¬
sittlichen oder gesetzwidrigen Handlungen oder zu
Handlungen gegen die kirchlichen Vorschriften verleitet
oder zu verleiten sucht, oder ihn vor solchen Zumu¬