Innsbrucker*innen

Adressbücher aus dem 19. und 20. Jahrhundert

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268
Vorschriften über den Verkehr mit Milch. — Vorschriften über den Kohlenverschleiß.
4. Es ist für eine gute Beleuchtung des Stalles
Vorsorge zu treffen.
5. Gegen die Fliegenplage müssen Vorkehrungen
wie Fliegengitter, Leimspindeln ec. vorhanden sein.
6. Es ist vorzusorgen, daß die melkenden Per¬
sonen sich die Hände in fließendem Wasser mit Seife
waschen können.
7. In dem Stalle darf weder Futter bewahrt
oder zubereitet, noch dürfen Geflügel, Schweine, Ka¬
ninchen oder Ziegenböcke gehalten werden.
8. Für kranke oder erst einzustellende Tiere soll
ein besonderer Stall (Kontumazstall) vorhanden sein.
Als Milchtiere dürfen nur gesunde, nicht zu alte
Tiere verwendet werden. Ueber 11 Jahre alte Kühe
sind unzulässig. Der Gesundheitszustand der Milch¬
tiere wird vom Stadtmagistrate durch die von ihm
hiezu bestellten Organe überwacht.
9. Der Tierarzt erhebt mindestens einmal im
Monate den Gesundheitszustand der Tiere durch
genaue Untersuchung, wobei insbesondere auf Er¬
nährungszustand, Beschaffenheit des Eiters usw. zu
achten ist.
Um Tuberkulose auszuschließen, ist jedes neu ein¬
zustellende Rind der Tuberkulinimpfung zu unterziehen.
Seit längerer Zeit eingestellte Kühe sind jährlich ein¬
mal mit Tuberkulin zu prüfen. Von jeder Erkrankung
der Milchtiere hat der die Kontrolle ausübende Tier¬
arzt, auch wenn der Lieferant einen anderen Tier¬
arzt beigezogen hätte, verständigt zu werden. Dem
die Aufsicht ausübenden Tierarzte obliegt es, nicht
nur den Gesundheitszustand der Tiere festzustellen,
sondern er hat auch sich von der genauen Einhal¬
tung aller für die Lieferung der Kinder= ec. Milch
geltenden Vorschriften zu überzeugen und hierüber dem
Stadtmagistrate regelmäßig alle 3 Monate, im Falle
einer Beanständung jedoch sofort Bericht zu erstatten.
10. Zum Melken, zur Milchbehandlung sowie zur
Bedienung der Milchtiere dürfen Personen, welche an
ansteckenden oder ekelhaften Krankheiten leiden, nicht
verwendet werden.
11. Den Milchtieren darf nur gutes Futter ver¬
abreicht werden. Mäßige Mengen Grünfutter als
Beikost sind statthaft. Weidegang ist besonders zu
empfehlen. Verboten ist die Verabreichung sogenann¬
ter Gärfutter (Schlempe, Melasse, Rübenschnitzel und
ähnliches).
12. Dem Melken hat eine gründliche Reinigung
des Stalles vorauszugehen. Die Melker haben beim
Melken reine, helle Kittel oder Schürzen zu tragen
und die Hände in fließendem Wasser mit Seife zu
reinigen. Das Euter der Milchtiere ist mit Hilfe
reiner Lappen zu waschen und zu trocknen. Der
Schweif der Kühe ist während des Melkens an einem
Hinterbeine zu befestigen. Nach der Milchgewinnung
ist die Milch zu seihen.
Die Versendung der Milch darf nur in gut ver¬
zinnten, stets tadellos gereinigten Blech= oder in
Glasgefäßen erfolgen.
13. Die Milch muß hinsichtlich Farbe, Geruch,
Geschmack normal sein, einen Fettgehalt von mindestens
3.5 % Fett und ein spezifisches Gewicht von min¬
destens 1.031 und darf keinen abnormen Säure¬
grad (für 100 cms Milch nicht über 19 cms 1/10 Nor¬
malnatronlauge) besitzen. Unzulässig ist auch die Milch
von Kühen, die weniger als 10 Tage nach oder
weniger als 2 Monate vor dem Kalben stehen.
14. Um die Kosten der tierärztlichen Aufsicht zu
bestreiten, erhebt der Stadtmagistrat folgende in vier¬
teljährigen Teilbeträgen voraus zu zahlende Gebühren
pro Stuck und Jahr: Bei einem Viehbestande von
1—5 Stück 20 Kronen, 6—10 Stück 18 Kronen, 11 bis
15 Stück 16 Kronen, über 15 Stück 14 Kronen.
15. Dem Stadtmagistrate steht das Recht zu, jenen
Lieferanten, die in irgend einer Beziehung den vor¬
stehenden Bestimmungen zuwiderhandeln, die Erlaub¬
nis zur Lieferung von besonders qualifizierter Milch
im Gebiete der Landeshauptstadt Innsbruck zu ent¬
ziehen und den Vollzug dieser Entziehung entsprechend
zu verlautbaren.
(Magistratskundmachung vom 6. Juni 1907.)
V.
Vorschriften über den Rohlenverschleiss.
1. Magistratskundmachung vom 18. Dezember 1900.
Der Gemeinderat der Landeshauptstadt Innsbruck
hat mit Beschluß vom 12. Oktober und vom 12.
Dezember 1900 unter Bezugnahme auf § 33, Punkt 7,
des Gemeindestatutes vom 14. April 1874 hinsichtlich
des Verschleißes von Kohlen folgende Bestimmungen
getroffen:
Die Kohlenhändler und Verschleißer sind verpflich¬
tet, in Hinkunft den Parteien die Kohlen in ganzen
und plombierten Säcken zu liefern und zwar zu einem
Bruttogewicht von 51 kg per Sack.
Sämtliche Kohlenlieferanten bezw. jene Fuhrwerks¬
besitzer, welche die Zufuhr der Kohlen an die Parteien
besorgen, haben an ihren Fuhrwerken ihren Namen
eventuell Firma genau und deutlich lesbar anbringen
zu lassen.
Der städtische Marktkommissär ist berechtigt, sich
jederzeit von dem richtigen und vollen Gewichte der
einzelnen Kohlenlieferungen zu überzeugen.
Der Kohlenlieferant ist daher verhalten, über Auf¬
trag des städt. Marktkommissärs die einzelnen Säcke
auf der städt. Wage nachwägen zu lassen.
Kohlensäcke, welche ein geringeres Bruttogewicht als
51 kg aufweisen, werden vom Marktkommissär kon¬
fisziert, gegen den Lieferanten wird von amtswegen
die gerichtliche Anzeige erstattet werden.
Uebertretungen dieser Vorschriften werden mit
Geldstrafen bis zu 100 Kronen eventuell mit Arrest
bis zu 10 Tagen geahndet.
2. Magistratskundmachung vom 28. Februar 1906.
Der Gemeinderat der Landeshauptstadt Innsbruck
hat in seiner Sitzung vom 9. Februar 1906 beschlos¬
sen, die mit den Gemeinderatsbeschlüssen vom 12.
Oktober und 12. Dezember 1900 getroffenen Bestim¬
mungen hinsichtlich des Verschleißes von Kohlen in
nachstehender Weise abzuändern, bezw. zu ergänzen.
Den Kohlenhändlern und Verschleißern wird es in